Sind Affiliate-Links für Google böse?

Richtig oder falschZum Verständnis: Affiliate – Links sind Verweise auf andere Webseiten, die der Webmaster der linkgebenden Seite nicht aus Nächstenliebe, sondern aus dem Streben nach Gewinn setzt. Ob man als Webmaster nun pro Klick auf den Link, pro Verkauf oder sonstige Aktion bezahlt wird: Immer wenn an die Aktion eines Besuchers über diesen Link eine Provisionszahlung geknüpft ist, handelt es sich um einen Affiliate-Link.

Zu komplex?
Nun eigentlich ist es ganz einfach: Wenn ich z.B. darüber schreibe, dass ich die Internetserver von Hosteurope ganz, ganz toll finde und gleich noch ein paar Gründe dafür nachschiebe, warum man nun unbedingt einen Hosteurope Server für seine Homepage haben sollte, dann macht es Sinn, auch aus dem Artikel heraus direkt auf das Hosteurope Angebot zu verlinken. Quasi als weiterführende Information, so wie von den Gründervätern des Webs gedacht.

Das kann man nun auf mindestens zweierlei Arten machen:

In beiden Fällen landet man auf der identischen Landeseite des Hosting-Anbieters Hosteurope. Wenn man aber mal mit der Maus über die Links fährt, sieht man in der Statuszeile zwei unterschiedliche Zieladressen. Im Fall des Affiliate-Links läuft der „Klick“ zunächst über einen „Tracker“, der aufzeichnet, das ich auf diesen Link geklickt habe. Gleichzeitig wird ein Cookie gesetzt, das nachher auf der Seite von Hosteurope dazu dient, einen eventuellen Einkauf meinerseits diesem Link zuzuordnen.

Sollten Sie also nun über den ersten Link einen Kauf bei Hosteurope tätigen, erhalte ich für meinen Artikel und meine Empfehlung nichts. Hosteurope freut’s, denn diese Gratis-Werbung ist hochbeliebt, bringt sie doch neben hochwertig zielgerichteten und emotional perfekt vorkonditionierten Kunden auch noch einen wertvollen „Backlink“, der von Google als „Abstimmungsergebnis“ für die Webseite von Hosteurope gewertet wird. Der einzige, der dabei in die virtuelle Röhre schaut, bin ich als Autor dieses Artikels.

Zum Glück gibt es die Möglichkeit, solche Links über ein „Partnerprogramm-Netzwerk“ zu schicken und über dieses eine entsprechende Vermittlungsprovision zu erhalten. Im Fall von Hosteurope bekomme ich so zwischen 2,00 und 45,00 Euro an Vermittlungsprovision, wenn Sie über den zweiten Link etwas bei Hosteurope bestellen.
Für Sie als Kunde ist das völlig transparent, Sie müssen nicht mehr zahlen, es gibt keinerlei Einschränkungen. Also eine tolle Win-Win Situation für alle, sollte man meinen!?

Nicht Ganz. Zumindest, wenn man als Webmaster einer Webseite auf Besucher hofft, die über die Suchmaschine Google zu einem finden, können Affiliate-Links angeblich ein zweischneidiges Schwert darstellen.

Denn historisch betrachtet stellt ein „organischer“, also echter, Link für Googles Pagerank-Auswertung eine demokratische Empfehlung für eine Webseite dar.
Wenn ich ich nun den Link zu Hosteurope nicht mehr auf den Anbieter selbst richte, sondern über das Partnerprogramm-Netzwerk schicke, entziehe ich Hosteurope dieses Votum. Dadurch wird eines der Kernprinzipien von Google, die Bewertung von Webseiten durch Links, beeinträchtigt und im Endeffekt das Suchergebnis manipuliert. Dieser Effekt ist in diesem Beispiel zwar nicht beabsichtigt, könnte aber doch bei der Bewertung meiner Seite durch Google dazu führen, das meine Seite als „weniger wichtig“ für das Bewertungssystem von Google eingestuft wird – und daher im Endeffekt schlechter in den Suchergebnissen auftaucht.

Auf der anderen Seite besteht auch die Möglichkeit, als „Spammy“ eingeordnet zu werden.

Grade (angehende) Webmaster, die das Internet hauptsächlich dazu nutzen möchten, ein (Zweit-)Einkommen zu erwirtschaften, tappen mehr oder weniger ahnungslos in diese Falle.  Diese „Webmaster“ haben grösstenteils nur eins im Sinn: Schnell Geld verdienen. Leider gibt es aber auf den Seiten der „Schnell-Reich-im-Netz“ Ratgeber kaum mehr als eine Schnellbleiche in Marketing, Verkaufspsychologie oder ähnlich „unwichtigem“ Kram. Mit der Folge, das zu hunderttausenden wertlose Webseiten produziert werden, die für einen zufälligen Besucher keinen Mehrwert bieten und effektiv betrachtet nur aus der mehr oder weniger sinnlosen Zusammenreihung verschiedener Partnerprogramm-Links bestehen.

Wie geht Google also nun effektiv mit dieser Problematik um und welche Konsequenzen muss man als Webmaster daraus ziehen? Soll man auf Einnahmen aus Affiliate-Links verzichten um seine Google Positionen nicht zu gefährden?

Ich bin der Meinung, dass der Einsatz von Affiliate-Links für Google effektiv solange kein Problem darstellt, wie die zugrunde liegende Webseite einen deutlichen und erkennbaren Nutzen für den Besucher liefert.

Ein Beleg dafür sind z.B. die unsäglichen Preisvergleiche, die immer noch so inflationär in den Suchergebnissen auftauchen, dass man auf der Suche nach weiterführenden Produktinformationen fast verzweifeln kann. Denn diese Dienste, so nervig sie auch sind, bieten einen unmittelbaren Usernutzen: Einen Preisvergleich.

Wenn ich also zu einem Thema etwas zu sagen habe, dann besteht meines Erachtens nach kein Konflikt, wenn ich im Artikel Affiliate-Links verwende um meinen Aufwand zu monetarisieren.

Das selbe sagt übrigens auch Google im (inoffiziellen) Dokument für Qualtiy Raters :

If a page offers some value in addition to its links to the merchant, then it is not a thin affiliate. For example, if the affiliate offers price comparison functionality, or displays product reviews, recipes, lyrics, etc., it is not a thin affiliate, and, therefore, not Spam.

Oder, andersrum gelesen:

Wenn Sie wissen möchten, ob Ihre Webseite wegen der Verwendung von Affiliate-Links gefährdet sein könnte, stellen Sie sich folgendes vor:

Sie sind ein neutraler Besucher und kommen auf Ihre Seite. Denken Sie sich nun den gesamten kopierten Inhalt sowie die Texte, die Ihnen Ihr Merchant freundlich zur Verfügung gestellt hat, weg. Bleibt noch was übrig?
Gut. Dann entfernen Sie in Gedanken noch evtl. RSS-Feed, die sie auf Ihrer Seite integriert haben, denken Sie sich die selbst geschriebenen Forenbeiträge weg und ignorieren Sie Ihren Fake-Blog. Bleibt jetzt noch mehr Sinnvolles übrig als Affiliate-Links, Click-Werbung und Linktausch?

Ja? Dann sollten Sie kein Problem mit der Verwendung von Affiliate-Links haben.

Sollten Sie aber nach diesem gedanklichen Workout vor einem leeren Schirm sitzen, haben Sie wahrscheinlich ein Problem, wenn das nächste mal der Google-Quality Rater vorbeikommt und höchstwahrscheinlich auf den „Mark as Spam“ Button klicken wird…


Kommentare

5 Antworten zu „Sind Affiliate-Links für Google böse?“

  1. Gut geschrieben und erklärt.
    Was fehlt, ist dass es auch die Möglichkeit des Cloaken von Affiliate Links gibt, so dass die Affiliate Links auf einer anderen Seite stehen und dorthin mit nofollow, noindex weitergeleitet wird, um die Affiliate-Links zu verstecken. Obe es Google allerdings wirklich nicht merkt, dass eine Affiliate Link dahinter steht bleibt mir verschlossen

  2. Guter Artikel. Das Problem habe ich aus dieser Perspektive so noch nicht betrachtet, aber da ist sicher was dran. Andererseits kenne ich Webseiten, die nur aus einem amazon-a-shop bestehen, ohne irgendwelche eigenen Texte und trotzdem bei Google auf Platz 1 ranken. Das scheint dort niemanden zu stören.

  3. Auf der SMX 2010 in München hat Professor Dr. Mario Fischer aus Nürnberg eine interessante Aussage gemacht. Laut seiner Meinung sind die Zeiten von gekaufen Links seit März eindeutig vorbei und werden von Google als gekaufte Links erkannt. Das Problem ist, man kann diese Links auch nicht plötzlich alle entfernen, da Google dann erst Recht merkt, dass da was im Busch ist. Fein ist der raus, der schon immer bei der Suchmaschinenoptimierung auf natürlichen Linkaufbau gesetzt hat.

  4. Das ist eine gute Frage und ein super Artikel, nach meinen Erfahrungen spielt der Content % der Seite eine grosse Rolle. Hat die Seite nur einen Affiliate Link, wird diese Seite bestimmt abgestraft, bzw. garnicht erst aufgenommen. Hat die page jedoch einen guten Inhalt und bietet den Besuchern einen Mehrwert, darf auch gerne ein Affi Link vorhanden sein.

  5. Vielen Dank, Rosi-Reisebüro.

    Wenn Du nicht Rosi heissen solltest, wie es aus Deiner E-Mailadresse ableitbar ist, dann melde dich doch noch mal.
    Aber das Du „Reisebüro“ heisst!? Kann nicht sein, so ein Name.
    Und das Du dann nach der Eingabe deiner Webadresse noch das „.de“, oder was auch immer, vergessen hast, macht’s nur noch witziger :)

    Aber mit Deiner Aussage gehe ich konform.

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